Anders und immer mal wieder

Ein Haus. Mein Haus. Meine Wohnug, irgendwas dazwischen. Ein umgefallener

Baum und windschiefe Wände. Ich steige aus dem Taxi aus und renne über die

Straße. Ein Gemisch aus verschiedenen, damaligen Häusern und Wohnungen in

denen ich lebte, erwartet mich hinter der Haustür. Ich gehe einen engen Flur

entlang und öffne die linke Tür am Ende des Ganges. Die Wände meines Schlaf-

zimmers haben sich in der Zimmerecke von einander getrennt und ich schaue

von meinem Bett aus ins Grüne. Warmes Licht fällt durch den klaffenden Spalt.

Ich gehe weiter. Ein anderer Raum, ein anderes Haus. Unser altes Wohnzimmer.

Keine Möbel. Der Boden ist völlig durchlöchert. Jeder Schritt gefährlich, jede Be-

wegung löst erneut Teile des Bodens und lässt sie in die Tiefe fallen. Fassungslos

und hilfesuchend drehe ich mich um. Ich bin allein.

 

Ein Keller voll mit Kisten die keine sind. Das Licht bringt Grauen. Tote Tiere-

überall in den Käfigen um mich herum liegen tote Tiere. Aus manchen Käfigen

ist das Leben völlig gewichen, in anderen existiert es noch dazwischen. Egal

wo ich hin schaue und wie weit ich in die Gewölbe vordringe, der Tod hüllt mich

ein. Arten, die nicht zusammen gehören, wurden zuerst hinter Gittern und letzten

Endes auch im Tode vereint. Chaos. Was soll ich hier? Ein furchtbar beklemmendes

Gefühl ergreift mein Herz. Ich kenne diesen Ort. Ich war schonmal hier. Ich habe

all das schonmal gesehen. Ordnung, hier musst Ordnung rein. Völlig perplex be-

ginne ich zuerst Lebend von Tot zu trennen und zu beerdigen. Ich fange an zu

retten was zu retten ist, bringe die Tiere gemäß ihrer Art zusammen und vorallem

auch unter. Plötzlich öffnete sich irgendwo eine Tür, ich halte inne und lausche.

Wenig später steht eine alte Dame vor mir. Sie trägt einen Mantel, dunkelbraun,

hat die Henkel einer recht großen Handtasche über dem Arm hängen und in der Hand

einen Stock. Ihr weißes kurzes Haar wird von einer altmodischen, aber passend

zu ihrem restlichen Stil, dunkelbraunen Mütze bedekt. Sie ist freundlich und bietet

ihre Hilfe an. Ich schaue die Dame an und stellte fest, das sie kein Gesicht hat.

Panik steigt in mir auf. Ich packe die Dame beim Arm und will sie hinaus bringen,

doch wir laufen im Kreis. Dann rieche ich ES. Nur für einen kurzen Moment, aber

dieser Geruch hatte sich vor Jahren eingebrannt. der Geruch des Todes. So flüchtig

und doch so prägnant. Als ich aus meiner Starre erwache, ist die Dame nicht mehr

an meiner Seite, obwohl ich sie nicht losgelassen hatte. Statt dessen stehe ich vor

einem weißen Kaninchen. Als ich es auf den Arm nehme, stellte ich fest, das es blutet.

Am Hals, aber ich finde keine Wunde.

 

Ich öffne die Augen, das beklemmende Gefühl ist immer noch da, die Sonne lugt

durch die Spalten der Vorhänge. Betäubt stehe ich auf, gehe ins Bad, danch in die

Küche und nehme mir einen Kaffee. Mein Hund begrüßt mich und schaut mich aus

verschlafenen, treuen Augen an und wedelt. Ich wandel weiter durch die Wohnung.

Die Bilder immer noch in meinem Kopf, den Geruch noch in der Nase. Dieses Szenario

kannte ich tatsächlich. Aus anderen Träumen. Aber niemals war da dieser Geruch.

Aber jedesmal begann ich von neuem das Chaos zu ordnen und Platz für das ver-

bliebene Leben zu schaffen.

Was also will mein Unterbewusstsein mir damit sagen? Will es mich warnen? Ist es

ein altbekanntes Problem oder schwindet etwas anderes aus meinem Leben? Ist es

vielleicht die Angst, lang lieb gewonnenes zu verlieren? Es brodelt unter der Oberfläche

und auch ich habe meine Leichen im Keller, im Sinne von nicht verarbeteten Erlebnissen,

wie jeder von uns.

In meinem Keller ist es der Tod, den ich versuche aus meinem Umfeld zu schaffen.

Der aber immer mal wieder vorbei schaut und anklopft. Des nachts.

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